Viele Kliniken und Krankenhäuser nutzen das vollständig in SAP integrierte Krankenhausinformationssystem (KIS) i.s.h.med, welches auf der SAP-Branchenlösung Industry Solution Healthcare (IS-H) basiert. Im Zuge der Umstellung auf S/4HANA wird der Support für die Lösung in den kommenden Jahren jedoch eingestellt. Zudem wird SAP selbst keine Nachfolgelösung entwickeln. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Sie Ihr System für die kommenden Jahre trotzdem vorübergehend rüsten können.
Die Tage des Moduls IS-H sind langsam aber sicher gezählt: Die SAP hat angekündigt, den Support für die Branchenlösung Ende 2027 (bzw. 2030 mit Extended Maintenance) einzustellen. Das hat zur Folge, dass auch das Cerner KIS i.s.h.med voraussichtlich ab 2025 nicht mehr weiterbetrieben wird.
Gesundheitsdienstleister, die SAP nutzen und ohnehin mit der Umstellung auf das neue ERP-System S/4HANA beschäftigt sind, sehen sich dadurch mit weiteren Herausforderungen konfrontiert. Zwar lassen sich Logistik- und Finanzprozesse wie Warenwirtschaft und Buchhaltung gut in das cloudbasierte ERP übertragen, allerdings wird SAP selbst kein passendes S/4HANA-Äquivalent für IS-H entwickeln, weshalb der Einsatz von i.s.h.med in S/4HANA nicht möglich ist. Dies wurde zuletzt beim DSAG-Jahreskongress 2022 verkündet.
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Was bedeutet das für Sie konkret? Nach aktuellem Stand haben Sie zwei Möglichkeiten, sich auf die bevorstehende S/4HANA-Migration vorzubereiten.
Wie können sich i.s.h.med-Nutzer auf die S/4HANA-Migration vorbereiten?
Im Rahmen Ihrer S/4HANA-Migration haben Sie aktuell die Wahl zwischen zwei Ansätzen, um die digitale Datenverarbeitung in Ihrer Klinik in den kommenden Jahren umzustrukturieren und Ihr System auf den anstehenden Umstieg vorzubereiten.
Zum einen können Sie ein sogenanntes Side-by-Side-Szenario einrichten: Dabei behalten Sie Ihr On-Premise-ERP bei und nutzen auf diesem i.s.h.med wie gehabt einfach weiter. Ergänzend dazu richten Sie eine S/4HANA-Umgebung ein, auf der Sie bspw. bereits Ihre Finanzbuchhaltung, Ihr Controlling und Ihre Materialwirtschaft abbilden können.
Eine Nachfolgelösung wird SAP selbst, wie bereits erwähnt, nicht bieten. Sie soll über Partner entwickelt und angeboten werden, welche wiederum mehrere Optionen zur Anbindung erhalten – eine über die SAP Business Technology Platform als FHIR-Schnittstelle (Fast Healthcare Interoperability Resources) und eine API direkt zu S/4HANA.
So können Sie alternativ Ihr aktuelles System unverändert beibehalten und Ihre Systemmigration hinauszögern, bis die SAP und Partner konkrete Informationen in Bezug auf zukünftige Healthcare-Lösungen unter S/4HANA liefert.
Side-by-Side-Szenario
Das Side-by-Side-Szenario – sprich die parallele Nutzung zweier unterschiedlicher ERP-Systeme – stellt eine sinnvolle Übergangslösung dar, wenn Sie in absehbarer Zeit zu S/4HANA wechseln möchten. Durch eine Integration von IS-H in S/4HANA können Sie die Funktionalitäten von i.s.h.med vorübergehend beibehalten und das KIS auch im neuen ERP-System bis zur endgültigen Modulabschaltung weiterverwenden.
Im Detail sieht Ihre Systemarchitektur in diesem Szenario folgendermaßen aus: Auf der einen Seite haben Sie Ihr S/4HANA-System, in dem Sie die Kernelemente Ihres bisherigen ERPs, wie die Module FI/CO und MM, durch die neuen Module Financial und Logistics ablösen können.
Auf der anderen Seite behalten Sie einen Teil Ihres bestehenden ERPs, auf dem die Module IS-H und SD weiterhin ausgeführt werden. SD benötigen Sie, um die Belege von IS-H bzw. i.s.h.med im Rechnungswesen von S/4HANA-Financials zu erzeugen. Dies geschieht über eine auf SAP IDoc-basierende Schnittstelle.
Der große Vorteil des Side-by-Side-Ansatzes ist, dass Sie alle Funktionen von i.s.h.med wie gewohnt weiterhin nutzen können, während Ihre Finanzbuchhaltung und Ihre Materialwirtschaft bereits über S/4HANA läuft. So erleichtern Sie auch Ihren zukünftigen Umzug in das neue ERP-System.
Allerdings stellt dieses Szenario nur eine Übergangslösung dar, bis der Support für IS-H endgültig eingestellt wird. Darüber hinaus erhöht sich der Arbeitsaufwand für Ihre IT-Abteilung, da nun zwei ERP-Systeme parallel betreut und gewartet werden müssen.
Außerdem ist zu beachten, dass Eigenentwicklungen oder Drittanbieter-Tools in Ihrem jetzigen System an die neue Infrastruktur angepasst werden müssen. Bspw. müssen Sie prüfen, ob Anwendungen mit den richtigen Systemkomponenten kommunizieren oder ob die Einrichtung weiterer Schnittstellen erforderlich ist.
SAP Roadmap: Patient Accounting, Patient Administration
Die Alternative zum Side-by-Side-Szenario ist deutlich simpler: Sie behalten Ihr aktuelles ERP-System unverändert bei und warten mit Ihrer Migration, bis die neuen Healthcare-Lösungen für S/4HANA verfügbar sind.
Bereits 2019 hat die SAP angekündigt, eine neue Generation von Anwendungen für Gesundheitsdienstleister auf den Markt zu bringen: SAP Patient Accounting und SAP Patient Administration. Bei diesen Tools handelt es sich um flexible, intelligente und erweiterbare Cloud-Services, die gezielt auf die strukturellen und technologischen Ansprüche der Gesundheitsbranche ausgerichtet sind.
SAP Patient Accounting ist bereits verfügbar, allerdings ausschließlich als Public-Cloud-Lösung. Dementsprechend können Sie die Anwendung nicht aus Ihrem lokalen ERP-System betreiben und benötigen mindestens S/4HANA-Version 1809 FPS01. Patient Accounting nutzt künstliche Intelligenz, um Patientenabrechnungen, Zahlungsabwicklungen und Fallkostenanalysen zu automatisieren. Außerdem umfasst das Tool eine Reihe weiterer Funktionen wie z. B. Ertragszyklusanalysen, mit denen Sie Ihren Verwaltungsaufwand verringern und Ihre Gesamtkosten senken können.
SAP Patient Administration befindet sich noch in der Entwicklung, ein Release ist aber noch vor Ende 2022 geplant. Ziel der Anwendung ist es, die Verwaltung von Gesundheitsakten, die Terminvergabe sowie die Patientenaufnahme zu optimieren: Patientendaten werden digital erfasst und stets aktualisiert. Zudem haben Patienten die Möglichkeit, sich online anzumelden und benötigte Formulare im Voraus ausfüllen. Dadurch verkürzen sich Wartezeiten, Leistungsfallbearbeitungen werden beschleunigt und Ihr Verwaltungsaufwand wird insgesamt reduziert.
Weitere Informationen zur zukünftigen Vorgehensweise von SAP finden Sie in Ihrer Roadmap für das Gesundheitswesen.
Welcher Weg ist der richtige für mich?
Für welche Variante Sie sich entscheiden, sollten Sie von Ihrer Migrationsstrategie abhängig machen. Steht Ihr Umstieg auf S/4HANA in absehbarer Zeit bevor, bietet sich ein Side-by-Side-Szenario an. So können Sie wie gewohnt i.s.h.med in vollem Umfang einsetzen und Ihre Kernprozesse gleichzeitig in das neue System übertragen, um die endgültige Migration zu erleichtern.
Haben Sie in absehbarer Zeit noch keine S/4HANA-Migration geplant, kann es sinnvoll sein, auf weitere Releases zu warten und einen vollständigen Systemwechsel zu einem späteren Zeitpunkt durchzuführen. Dadurch sparen Sie sich den Aufwand, zwei parallele Systeme zu betreiben, allerdings gestaltet sich der zukünftige Umstieg dann auch deutlich aufwendiger als bei einem Side-by-Side-Ansatz.
Haben Sie weitere Fragen zum Thema i.s.h.med und S/4HANA? Wünschen Sie sich ein persönliches Beratungsgespräch, bei dem Ihre individuellen Bedürfnisse und Anforderungen berücksichtigt werden? Dann stehen wir Ihnen gerne zur Seite. Vereinbaren Sie einen kostenlosen Termin und wir werden uns bald bei Ihnen melden.
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Manuela Sievert
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Marcel Seer
Mein Name ist Marcel Seer und ich bin begeisterter Online Marketing Manager bei mindsquare. Wie meine Kollegen habe ich mein Hobby zum Beruf gemacht.
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